Kollektiven Solipsismus

Winston sank auf das Streckbett zurück. Was auch immer er sagte, die rasche Antwort knüppelte ihn nieder. Und doch wußte er, wußte, daß er recht hatte. Sicherlich mußte es einen Weg geben, um aufzuzeigen, daß der Glaube, es gebe nichts außerhalb unserer Vorstellung, falsch war? War er nicht vor langer Zeit als Irrtum entlarvt worden? Es gab sogar eine Bezeichnung afür, die er vergessen hatte. Ein Lächeln zuckte um O’Briens Mundwinkel, als er auf ihn hinunterblickte.

»Ich sagte Ihnen schon, Winston«, sagte er, »daß die Metaphysik nicht Ihre Stärke ist. Das Wort, das Sie suchen, heißt Solipsismus. Aber Sie irren sich. Hier handelt es sich nicht um Solipsismus. Kollektiven Solipsismus, wenn Sie wollen. Das hier ist etwas anderes: in der Tat das Gegenteil davon. Alles das ist eine Abschweifung«, fügte er in einem anderen Ton hinzu. »Die wirkliche Macht, die Macht, um die wir Tag und Nacht kämpfen müssen, ist nicht die Macht über Dinge, sondern über Menschen.«

George Orwell – Neunzehnhundertvierundachtzig